Lectrix – Notizen einer Leserin

18. September 2006

Robert Harris: Pompeji

Filed under: Robert Harris — Lectrix @ 12:30

Erstaunlich.
Erstaunlich, wie spannend ein Roman sein kann, bei dem man große Teile des Ablaufs des Geschehens schon vor der ersten Lektüre kennt.

Und falls es unter den Lesern doch jemanden geben sollte, der nicht weiß, dass der Vesuv am 24.8.79 n.Chr. ausbrach, weist Robert Harris durch die Überschriften der vier Teile des Buches ausdrücklich auf die Chronologie hin:

  • „Mars – 22. August – Zwei Tage vor dem Ausbruch“
  • „Merkur – 23. August – Der Tag vor dem Ausbruch“
  • „Jupiter – 24. August – Der Tag des Ausbruchs“
  • „Venus – 25. August – Der letzte Tag des Ausbruchs“

Aber das tut der Spannung, wie eingangs bereits erwähnt, keinen Abbruch. Eher im Gegenteil. Dadurch dass die Kapitel zudem nach den Stunden benannt sind, wird die Stimmung einer tickenden Zeitbombe erzeugt.
Denn auch wenn der Leser sich erinnert, dass Pompeji, Herculaneum, Oplontis und Stabiae damals verschüttet wurden und der größte Teil der Bevölkerung dieser Orte entweder direkt oder auf der Flucht dem Ausbruch zum Opfer fiel, nutzt Robert Harris geschickt, dass die damaligen Bewohner der Region und somit auch die Protagonisten seines Romans, das nicht wussten.

Und so ergreift der Wasserbaumeister Attilius als er erst ein Nachlassen des Wasserdrucks und dann eine erhöhte Schwefelkonzentration im über das Aquädukt Aqua Augusta kommende Wasser bemerkt, nicht etwa die Flucht, sondern macht sich stattdessen auf den Weg, um die Ursache der Schwierigkeit zu ergründen und die Wasserversorgung der Städte am Golf von Neapel sicher zu stellen.

Und so schickt Attilius die Frau, in die er sich verliebt hat, am Morgen des Tages des Ausbruchs vom Fuße des Vesuv, wo er die mysteriös – durch Magma – zerstörte Wasserleitung reparierte, nach Pompeji:

»[…] Außerdem ist das nicht so wichtig. Die Hauptsache ist, dass du von hier fortkommst. Irgendetwas passiert mit dem Berg. Ich weiß nicht, was es ist. Exomnius hat es schon vor Wochen vermutet. Es ist, als…« Er brach ab. Er wusste nicht, wie er es in Worte fassen sollte. »Es ist, als – als würde er lebendig. In Pompeji wirst du sicherer sein.«
Sie schüttelte den Kopf. »Und was wirst du tun?«
»Nach Misenum zurückkehren. Dem Befehlshaber Bericht erstatten. Wenn irgendjemand einen Sinn in das hineinbringen kann, was hier passiert, dann er.«
(Robert Harris: Pompeji, München: Heyne, 2003, S. 251)

Und so kommt es, dass Attilius mit an Bord des Schiffes ist, auf dem Plinius am 24. August in den Golf von Neapel hinein segelt, um das Ereignis genauer beobachten zu können:

Plinius umklammerte die Armlehnen seines Stuhls, zu überwältigt, um etwas zu sagen. Doch dann erinnerte er sich an seine Pflicht gegenüber der Wissenschaft. »Jenseits von Pausilypon«, diktierte er zögernd, »sind der gesamte Vesuv und die ihn umgebende Küste vollständig von einer driftenden Wolke verhüllt, weißlich grau und von schwarzen Streifen durchzogen!« Aber das war zu nichtssagend, dachte er; er musste einen Eindruck von Ehrfurcht erwecken. »Darüber hinausragend, sich wölbend und entrollend, als würden die heißen Eingeweide der Erde herausgezerrt und himmelwärts gezogen, erhebt sich die zentrale Säule der Manifestation.« Das war besser. »Sie wächst«, fuhr er fort, »als würde sie von einer ununterbrochenen Explosion angetrieben. Aber in ihrem oberen Teil wird das Gewicht der ausgestoßenen Materie zu groß; sie sinkt ab und dehnt sich seitwärts aus. Ist das auch deine Meinung, Aquarius?«, rief er. »Ist es das Gewicht, dass die Verbreiterung bewirkt?«
»Das Gewicht, Befehlshaber«, rief er zurück. »Oder der Wind.«
»Ja, das leuchtet ein. Füg das hinzu, Alexion. In größerer Höhe scheint der Wind stärker zu sein, und er treibt die Manifestation nach Südosten.« Er wandte sich an Torquatus. »Wir sollten uns diesen Wind zunutze machen! Lass die Segel setzen!«
(Robert Harris: Pompeji, München: Heyne, 2003, S. 318)

Alles in allem eine sehr spannende Schilderung der Katastrophe, die sich 79 n.Chr. am Vesuv ereignete und darüber hinaus ein sehr interessanter Roman zur römischen Antike, in dem zum Einen die beeindruckenden Errungenschaften der Römer im Bereich der Wasserversorgung anschaulich beschrieben werden und Plinius ein Denkmal gesetzt wird, zum Anderen aber auch die krassen sozialen Missstände und die Dekadenz der Reichen – und insbesondere der Neureichen – vorgeführt wird.

Abschließen möchte ich diesen Beitrag mit dem Zitat einer herrlich ironischen Passage, die sich Robert Harris an einer Stelle erlaubt. Während sich allmählich immer mehr Bewohner Pompejis doch beginnen Sorgen zu machen, bemüht sich ein ‚Investor‘, die führenden Politiker durch die Bekanntgabe dieser Prophezeiung zu beschwichtigen:

Ampliatus stellte eine angemessen feierliche Miene zur Schau. »Sie hat Sabazius Schlangen geopfert und sie dann abgehäutet, um ihre Bedeutung zu erkennen. Ich war die ganze Zeit dabei.« Er erinnerte sich an die Flammen auf dem Altar, den Rauch, die glitzernden Hände, den Weihrauch, die zittrige Stimme der Sybille: Schrill, kaum menschlich war sie gewesen […]. Der ganze Vorgang hatte ihn wider Willen beeindruckt. »Sie hat eine Stadt gesehen – unsere Stadt -, viele Jahre später. Tausend Jahre später, vielleicht sogar mehr.« Er dämpfte seine Stimme zu einem Flüstern. »Sie hat eine Stadt gesehen, die in der ganzen Welt berühmt ist. Unsere Tempel, unser Amphitheater, unsere Straßen – überall wimmelte es von Menschen jeder Sprache. Das war es, was sie in den Eingeweiden der Schlangen gesehen hat. Was wir hier gebaut haben, wird fortdauern – noch lange nachdem die Caesaren zu Staub zerfallen und das Imperium untergegangen ist.«
(Robert Harris: Pompeji, München: Heyne, 2003, S. 268)


16. September 2006

Daniel Kehlmann: Mahlers Zeit

Filed under: Daniel Kehlmann — Lectrix @ 17:00

David Mahler, ein dicker, kurzsichtiger, unter Asthma und Herzproblemen leidender, junger Physiker, beschäftigt sich bereits seit Jahren mit dem Sonderfall der Zeit. Während alle anderen Vorgänge des Universums zyklisch sind, soll allein die Zeit dies nicht sein – das besagt zumindest der zweite Hauptsatz der Thermodynamik, dessen unumstößliche Gültigkeit er aber bezweifelt. Eines Nachts kommt er auf die Lösung.

David erschrak. Er fror. Für einen langen Moment wusste er nicht, wo er sich befand. Etwas war geschehen. Als wäre ein Riß durch ihn gegangen, als hätte ein Teil von ihm ihn verlassen; und plötzlich spürte er eine Bewegung: Etwas kam auf ihn zu. Vor ihm auf dem Tisch lag ein Stoß von dreißig beschriebenen Blättern, bekritzelt in einer großen, zittrigen Schrift: leicht schiefe Kolonnen von Zahlen, Skizzen, Kurven, die sich in weiten Bögen über das Papier schlängelten, Diagramme, die keinen Sinn zu haben schienen, beschriftet mit Zeichen, die er hatte er erfinden müssen; aber all das war, wenn man es begriff, von leuchtend perfekter Klarheit.
(Daniel Kehlmann: Mahlers Zeit, Frankfurt a.M.: Suhrkamp, 1999, S. 14 f.)

David Mahler ist fest davon überzeugt, damit die vier Formeln gefunden zu haben, die zusammen den zweiten Hauptsatz der Thermodynamik außer Kraft zu setzen vermögen. Nun muss er nur noch jemanden finden, der ihm glaubt und seine Entdeckung und ihre Tragweite nachvollziehen kann…

Soweit so gut und vielversprechend.

Daniel Kehlmann versucht in diesem Roman von da an, die Auflösung der Gerichtetheit und des gleichmäßigen Ablaufs der Zeit literarisch zu erfassen. Die Beschreibung der Versuche des Hauptakteurs seine Freundin, seinen besten Freund, seine Studenten und seinen Professor von seiner Entdeckung zu überzeugen, geraten dabei mit der Erzählung seiner Bemühungen Kontakt mit dem schon lange bewunderten Nobelpreisträger aufzunehmen durcheinander, sowie mit der Wiedergabe von Kindheitstraumata.

Eigentlich interessant gemacht. Eigentlich ein passender Ansatz.

Aber die Kindheitstraumata waren mir persönlich echt zu heftig – unnötig heftig.
Und Mahlers zunehmenden Verfolgungswahn fand ich eher anstrengend.

Das soll jetzt nicht heißen, dass ich das Buch nicht dennoch in kürzester Zeit verschlungen hätte und bis zum Ende gespannt war, ob es ihm gelingen würde, den Nobelpreisträger zu erreichen und seine Ideen dessen Überprüfung standhalten würden – oder ob er doch nur extreme psychologische Probleme und Wahrnehmungsstörungen hat.

Es soll aber deutlich machen, dass ich den Roman nur eingeschränkt weiter empfehlen kann.


10. September 2006

Maarten ‘t Hart: Die Sonnenuhr oder Das geheime Leben meiner Freundin Roos

Filed under: Maarten 't Hart — Lectrix @ 22:19

Von Maarten ‚t Hart las ich zuvor „Das Wüten der ganzen Welt“ sowie „Die Jakobsleiter“. Dabei handelt es sich auch schon um recht unterschiedliche Bücher, die mir aber beide – jedes in seiner Art – sehr gut gefielen.

„Die Sonnenuhr“ ist nun nochmal ganz anders.
Ich habe es aber gerne gelesen, denn es hat mir – eher überraschend, wenn man an die beiden anderen Bücher denkt – einige recht vergnügliche Stunden verschafft. Es ist nämlich zwar ein Krimi, der gegen Ende sogar recht spannend wird. Jedoch erlaubt sich Maarten ‚t Hart in diesem Roman darüber hinaus etliche amüsante – durchaus treffende – Beobachtungen der Probleme mit denen Frauen sich herumschlagen. So beginnt das Buch schon mit dem folgenden Absatz:

Roos war tot, und ich wußte nicht, was ich anziehen sollte. Wenn es doch Winter wäre, dachte ich, dann würde ich meinen schwarzen Mantel anziehen. Wer stirbt denn auch im Sommer? Zugegeben, es war ein holländischer Mogelsommer mit kalten, nassen Tagen. Schon seit Anfang Juni herrschte der westeuropäische Monsun. Dennoch, ein Wintermantel, das ging nicht. Aber was dann?
(Maarten ‚t Haart: Die Sonnenuhr, 2. Aufl., Zürich-Hamburg: Arche 2003, S. 7)

Diese Überlegung der Ich-Erzählerin erscheint einerseits natürlich unpassend, insbesondere angesichts der Tatsache, dass es immerhin um die Beerdigung ihrer besten Freundin geht. Andererseits weiß man, dass Frauen solch unpassende Fragen in derartigen Momenten durch den Kopf gehen. Erfrischend also, dieses zu lesen.
Und auch wenn es auf den nächsten Seiten zunächst weiter um Fragen der Garderobe zu gehen scheint, hat Maarten ‚t Hart damit bereits in diesem ersten Abschnitt die eigentliche Frage angedeutet: Ist Roos tatsächlich an einem Sonnenstich gestorben?

Als die Ich-Erzählerin kurz darauf den Bedingungen des seltsamen Testamentes Ihrer Freundin gemäß in deren Wohnung einzieht und ihr Aussehen nachzuahmen beginnt, um den Katzen auch weiterhin das gewohnte Frauchen zu bieten, erreichen sie merkwürdige Anrufe, reagieren Personen unangemessen erschreckt bei ihrem Auftauchen, kommt es zu Begegnungen mit merkwürdigen Typen und schrillen Personen. Und so beginnt sie sich allmählich intensiver mit der Frage zu beschäftigen, was Ihrer Freundin zugestoßen sein mochte. Schon bald ist sie sich sicher, dass jemand nachgeholfen haben muss. Zunächst scheint es aber kein Motiv zu geben. Doch dann macht die Ich-Erzählerin eine erstaunliche Entdeckung:

Auch Geldzählen erwies sich, wieder zu Hause angekommen, mit Curve Ovals als lästige Aufgabe. Ich hätte es gar nicht zu tun brauchen. Weshalb mußte ich unbedingt genau wissen, wieviel Geld ich mitgebracht hatte? Ich zählte alles genau, obwohl mir schon nach dem ersten Umschlag, in dem fünftausend Gulden steckten, klar war, daß der Gesamtbetrag sich auf die bemerkenswert runde Summe von fünfzigtausend belaufen würde.
Fünfzigtausend! Was sollte ich damit um Himmels willen anfangen? Anderthalb Jahre noch bis zur Einführung des Euro, gut fünfhundert Tage. Hundert Gulden pro Tag würde ich ausgeben müssen! Wofür, um Himmels willen? So teuer war Sheba nicht.
Nun hatte ich das Problem, wo ich fünfhundert Scheine sicher verwahren konnte, und dazu die Frage, wie Roos an das viele Geld gekommen war. Die vorläufige Lösung des ersten Problems machte das zweite noch dringlicher. Denn als ich ein Buch nach dem anderen aus ihrem Regal nahm und in jedes zwei Hunderter legte, stellte sich heraus, daß besonders in größeren Nachschlagewerken bereits Banknoten zwischen den Seiten lagen.
(Maarten ‚t Haart: Die Sonnenuhr, 2. Aufl., Zürich-Hamburg: Arche 2003, S. 160f.)

Nach und nach findet die Ich-Erzählerin immer mehr Möglichkeiten heraus, woher Roos das Geld haben könnte und wer demzufolge ein Motiv gehabt hätte. Im Laufe des Buches erweist sich, dass der Untertitel „Das geheime Leben meiner Freundin Roos“ nicht zu viel versprach.

Dass die tatsächliche Lösung mich nicht völlig überzeugen konnte, macht bei diesem Krimi nichts. Die Lösung ist ok, nicht mehr. Wichtiger ist jedoch mit welcher Beschwingtheit es zu einer überraschenden Wendung nach der anderen kommt, wie geschickt der Autor seine Protagonistin und den Leser auf eine falsche Spur nach der anderen bringt und wie nett Maarten ‚t Haart nebenbei die ganz normalen Probleme des Alltags einfängt.

Ein ideales Buch zum entspannten Lesen – egal ob beim Sonnenbad auf dem Balkon oder an einem verregneten Tag auf der Coach.


3. September 2006

Daniel Wallace: Big Fish

Filed under: Daniel Wallace — Lectrix @ 15:24

„Nach diesem Roman entstand der grandiose Kinofilm von Tim Burton!“ heißt es in der Beschreibung auf der Rückseite der Knaur-Taschenbuchausgabe dieses Romans.
Wir mögen den Film „Big Fish“ sehr gerne.
In der Hoffnung mehr Hintergrundinformationen und mehr Details zu den phantasievollen Geschichten dieses warmherzigen Films zu finden, entschieden wir uns zur Lektüre und wurden gleichermaßen enttäuscht wie positiv überrascht.

Enttäuscht, weil das Buch in vielerlei Hinsicht ganz anders ist als der Film.
Positiv überrascht, weil das, was anders ist, gut so ist, wie es ist.

Es fängt schon damit an, dass es sich bei diesem Buch eigentlich nicht um einen wirklichen Roman handelt. Eigentlich ist es eher eine mehr oder weniger chronologische Aneinanderreihung von einzelnen mehr oder weniger legendenhaften/phantastischen/surrealen Erzählungen, in denen ein Sohn Geschichten vom Leben seines Vaters in einfacher, bildreicher Sprache voller Übertreibungen wiedergibt.

So beginnt das Kapitel „Der Tag, an dem er geboren wurde“ folgendermaßen:

Er wurde in dem trockensten Sommer seit vierzig Jahren geboren. Die Sonne dörrte den feinen roten Lehm von Alabama zu körnigem Staub, und meilenweit gab es kein Wasser. Auch Nahrung war knapp. Kein Mais in jenem Sommer, keine Tomaten, nicht einmal Kürbisse, alles verdorrte unter dem dunstigen weißen Himmel. Alles starb, so schien es: zuerst Hühner, dann Katzen, dann Schweine und dann Hunde. Landeten im Eintopf, alle miteinander, mitsamt Knochen und allem.
Ein Mann wurde verrückt, aß Steine und starb. Zehn Mann waren vonnöten, um ihn zu seinem Grab zu tragen, so schwer war er, und noch einmal zehn, um es auszuheben, so trocken war die Erde.
(Daniel Wallace: Big Fish, München: Knaur 2004, S. 17)

Zwischen diesen Erzählungen sind die Kapitel „Meines Vaters Tod: Die Erste“, „Meines Vaters Tod: Die Zweite“, „Meines Vaters Tod: Die Dritte“ eingebettet, bis es nach „Wie es endet“ mit den Kapiteln „Meines Vaters Tod: Die Vierte“ und „Big Fish – Der große Fisch“ endet. Auch in diesen Kapiteln wird keine wirklich fortlaufende Geschichte erzählt. Viel mehr handelt es sich – so scheint es mir zumindest – um verschiedene Alternativen / Varianten, wie der letzte Tag des Vaters aussehen könnte, das letzte Gespräch des Sohnes mit seinem Vater verlaufen könnte.

<meta content="OpenOffice.org 2.0 (Linux)" name="GENERATOR" /><meta content="20060903;15442200" name="CREATED" /><meta content="20061006;4483700" name="CHANGED" />Dabei werden die Schwierigkeiten des Sohnes und des Vaters miteinander zu kommunizieren und zueinander Zugang zu finden deutlich aufgezeigt. Aber nicht verurteilend, sondern liebevoll, humorvoll und dennoch die Hilflosigkeit einfangend.</p> <p>Dieses lässt sich vielleicht an einem Beispiel besser vermitteln:<br /> Auf die Frage, ob er an den Himmel glaube, reagiert der Vater – wie offenbar stets, wenn ernsthafte oder heikle Fragen anstehen – mit dem Erzählen eines Witzes:</p> <blockquote><p>»Was für eine Frage«, sagt er mit voller Stimme. »Ich weiß nicht, ob ich es wirklich sagen kann, so oder so. Aber das erinnert mich – unterbrich mich, wenn du den schon kennst – an den Tag, als Jesus für Petrus das Himmelstor bewachte. Also, Jesus löst ihn eines Tages ab, als ein Mann den Weg zum Himmel entlang geschlurft kommt.<br /> ›Was hast du getan, um ins Himmelreich einzugehen?‹ fragt Jesus ihn.<br /> Und der Mann sagt: ›Hm, eigentlich nicht viel. Ich bin nur ein armer Zimmermann und habe ein ruhiges Leben geführt. Das einzig Bemerkenswerte an meinem Leben war mein Sohn.‹<br /> ›Dein Sohn?‹ fragt Jesus interessiert.<br /> ›Ja, er war ein fabelhafter Sohn‹, sagt der Mann. ›Er hatte eine äußerst ungewöhnliche Geburt und machte später eine große Verwandlung durch. Er wurde auch in der ganzen Welt wohlbekannt und wird heute noch von vielen geliebt.‹<br /> Christus sieht den Mann an, umarmt ihn innig und sagt: ›Vater, Vater!‹<br /> Und der alte Mann umarmt ihn auch und sagt: ›Pinocchio?‹«<br /> (Daniel Wallace: Big Fish, München: Knaur 2004, S. 93 f.)</p></blockquote> <p>Da haben wir gelacht. Denn auch wenn der Vater, die Frage seines Sohnes umging… der Witz ist hervorragend.<br /> Einige Seiten später wurde ich dann jedoch durch den Fortgang des Gespräches aus der Fassung gebracht:</p> <blockquote><p>»Ich war ein guter Dad«, sagt er.<br /> Eine nicht unanfechtbare Behauptung, die er in den Raum stellt, als warte er auf meinen Beifall. Ich betrachte ihn, betrachte sie.<br /> »Du <em>bist</em> ein guter Dad«, sage ich.<br /> »Danke«, sagt er, und seine Lider flattern ein bißchen, als hätte er gehört, was er hören wollte. Dies ist mit letzten Worten gemeint: Sie sind Schlüssel, um das Leben nach dem Tod aufzuschließen. Es sind nicht letzte Worte, sondern Schlüsselworte, und sobald sie gesprochen sind, kann man gehen.<br /> »So. Wie steht es heute, Dad?«<br /> »Wie steht was?« fragt er verträumt.<br /> »Das mit Gott und Himmel und allem. Was denkst du: ja oder nein? Vielleicht fühlst du morgen anders, das verstehe ich. Aber jetzt, was fühlst du in diesm Moment? Ich möchte es wirklich wissen, Dad. Dad?« sage ich, denn er scheint sich von mir forttreiben zu lassen in einen tiefen Schlaf. »<em>Dad?</em>« sage ich.<br /> Und er schlägt die Augen auf und sieht mich an, mit seinen blaßblauen Augen, die plötzlich erfüllt sind von Dringlichkeit, und er sagt, er sagt zu mir, er sagt zu seinem Sohn, der an seinem Bett sitzt und auf seinen Tod wartet, er sagt: »<em>Pinocchio?</em>«<br /> (Daniel Wallace: Big Fish, München: Knaur 2004, S. 97)</p></blockquote> <p>Auch wenn das Buch mich zum Weinen brachte.<br /> Auch wenn einige Kapitel des Buches bitterböse sind.<br /> Auch wenn der Sohn in den Kapiteln, die sich den letzten Tagen des Vaters widmen, desöfteren vom Verhalten seines Vaters vor den Kopf geschlagen wird.</p> <p>Dieses Buch ist ein positives Buch.<br /> Dieses Buch schafft es, die Liebe eines Sohnes zu einem Vater zu vermitteln, der in seinem Leben sicherlich vieles falsch gemacht hat, viel zu wenig da war, auch kurz vor seinem Tod noch nicht aus seiner Haut heraus kann, die für ihn typischen Verhaltensweisen / Ausflüchte bis zum Ende weiterhin zeigt.<br /> Und zwar liebt er ihn nicht, weil er all dieses ausblendet, sondern er liebt ihn trotzdem und – vielleicht – sogar ein bisschen deswegen.<br /> Denn der Sohn schafft es schließlich, sich auf die Welt seines Vaters einzulassen und mittels der Geschichten, die er von seinem Vater und über seinen Vater hörte und die er in diesem Buch aufgeschrieben hat, macht eigentlich er erst aus seinem Vater die Legende / den Mythos:</p> <blockquote><p>Und diese Bilder – das Jetzt und Einst meines Vaters – liefen zusammen, und in diesem Moment verwandelte er sich in ein unheimliches Wesen, wild, gleichzeitig jung und alt, sterbend und neugeboren.<br /> Mein Vater wurde ein Mythos.<br /> (Daniel Wallace: Big Fish, München: Knaur 2004, S. 14)</p></blockquote> </div> <div class="feedback"> <!-- Kommentar gerne auch per Mail: <em>lectrix [ a t ] sags-per-mail.de - </em> --> <span>Kommentare deaktiviert<span class="screen-reader-text"> für Daniel Wallace: Big Fish</span></span> </div> <div> <br> </div> </div> <h2>24. August 2006</h2> <div class="post" id="post-16"> <h3 class="storytitle"><a href="http://lectrix.de/?p=16" rel="bookmark">Elizabeth Kostova: Der Historiker</a></h3> <div class="meta">Filed under: <a href="http://lectrix.de/?cat=25" rel="category">Elizabeth Kostova</a> — Lectrix @ 9:45 </div> <div class="storycontent"> <p>Irgendwie zwar eine Vampir-Geschichte, irgendwie ein Dracula-Roman<br /> – aber sicherlich anspruchsvoller und subtiler als die üblichen Reißer dieses Genres.</p> <p>Das Vorwort ist 2008 datiert, ein (nicht allzu stark versteckter) Hinweis, dass dieser ‚Hinweis an den Leser‘ bereits Teil des Buches ist, da dieses 2005 erschien. Ansonsten klingt es ganz nach einer einleitenden Vorrede der Autorin einer Autobiographie. Sie beginnt mit den Worten:</p> <blockquote><p>Die folgende Geschichte wollte ich eigentlich nie zu Papier bringen. Kürzlich jedoch hat mich eine Art Schock dazu gebracht, mir noch einmal zu vergegenwärtigen, was für mich und einige der mir liebsten Menschen zweifellos die beunruhigsten [sic!] Ereignisse meines Lebens waren. Es ist die Geschichte, wie ich mich als sechzehnjähriges Mädchen auf die Suche nach meinem Vater und seiner Vergangenheit machte, wie er seinerseits nach seinem geliebten Mentor und dessen Vergangenheit suchte und wie wir uns alle auf einem der dunkelsten Pfade in längst vergangenen Zeiten wiederfanden. Dieses Buch berichtet darüber, wer diese Suche überlebte und wer nicht – und warum.<br /> (Elizabeth Kostova: Der Historiker, Berlin: Berlin Verlag 2005, S. 7)</p></blockquote> <p>Damit hat die Autorin vorab selbst eine zutreffende Beschreibung dessen geliefert, worum sich die Handlung dieses Buches dreht.<br /> Unerwähnt bleibt dabei jedoch, wie gelungen die Ebenen gewechselt und die behandelten Zeiten miteinander verwoben werden, ohne dass man als Leser auch nur einmal in Orientierungsschwierigkeiten gerät, wo oder wann man sich gerade befindet.<br /> Unerwähnt bleibt dabei auch, dass die Erzählung in weiten Teilen in Form von Briefen, Tagebucheinträgen und Archivmaterial erfolgt, was – wie auch schon das Vorwort – an Bram Stoker erinnert und sicherlich erinnern soll.<br /> Unerwähnt bleibt dabei aber vor allem, wie viel man nebenbei über die politischen Gegebenheiten und Lebensumstände in Ungarn, Bulgarien und Rumänien um 1930 und in den frühen 50er Jahren erfährt. Wie viel man dabei über das Verhältnis bzw. die Ressentiments zwischen Angehörigen der slawischen und der türkischen Volksgruppe auch noch im 20. Jahrhundert, ihre kulturelle Verwobenheit sowie die historischen Hintergründe vermittelt bekommt. Wie viel man über das Osmanische Reich, das Leben des Vlad Tepes III., einem spätmittelalterlichen Fürsten der Walachei, sowie die sich um ihn rankenden Legenden und vieles mehr lernt.</p> <p>Das Ganze wurde von Elizabeth Kostova dabei so interessant gestaltet und aufgebaut, dass wir jede freie Minute nutzten, um uns abwechselnd weiter vorzulesen. Denn man will wissen, was die Ich-Erzählerin von ihrem Vater über seine zwanzig Jahre zurückliegende Suche nach seinem Doktorvater erfährt. Man will wissen, was dieser wiederum zwanzig Jahre zuvor auf seinen Reisen nach Griechenland, Istanbul und Rumänien herausfand und was das mit seinem späteren Verschwinden zu tun hat. Man will wissen, ob und in welchem Zustand die Eltern der Ich-Erzählerin ihn auf ihrer Suche durch Südosteuropa fanden. Und man will vor allem wissen, inwiefern das alles mit dem Verschwinden des Vaters in den 70er Jahren, der Zeit in der die eigentliche Handlung angesiedelt ist, zusammenhängt und ob und in welchem Zustand die Ich-Erzählerin ihn und vielleicht sogar ihre schon früher verschwundene Mutter wiederfand.</p> <p>Fazit:<br /> 819 Seiten – und doch noch zu kurz!</p> </div> <div class="feedback"> <!-- Kommentar gerne auch per Mail: <em>lectrix [ a t ] sags-per-mail.de - </em> --> <span>Kommentare deaktiviert<span class="screen-reader-text"> für Elizabeth Kostova: Der Historiker</span></span> </div> <div> <br> </div> </div> <h2>15. August 2006</h2> <div class="post" id="post-15"> <h3 class="storytitle"><a href="http://lectrix.de/?p=15" rel="bookmark">Craig Clevenger: Der geniale Mister Fletcher</a></h3> <div class="meta">Filed under: <a href="http://lectrix.de/?cat=19" rel="category">Craig Clevenger</a> — Lectrix @ 21:19 </div> <div class="storycontent"> <p>Mir gefiel dieses Buch.<br /> Es wurde mir von meinem Lebenspartner empfohlen.<br /> Nachdem ich mich mit ihm eben über es unterhielt, gefällt es mir sogar noch besser.<br /> Allerdings bin ich unsicher, wem ich es meinerseits empfehlen kann,<br /> denn dieses Buch ist nicht nur gut – es ist vor allem anders.</p> <p>Bevor ich darauf eingehe, was mich bei diesem Buch fesselte,<br /> vorab erstmal etwas, was mir an diesem Buch nicht gefällt:<br /> Das ist der Titel der deutschen Übersetzung.<br /> Durch den Titel werden Assoziationen geweckt und Erwartungen geschürt,<br /> die dieses Buch nicht erfüllt und wahrscheinlich nie erfüllen sollte.<br /> Der Orginaltitel „The Contortionist’s Handbook“ passt jedenfalls viel besser zu dem,<br /> um was es in diesem Buch geht.</p> <p>Die eigentliche ‚Handlung‘ ist schnell umrissen:<br /> Der Ich-Erzähler muss sich, nachdem er nach der Einnahme einer Überdosis Schmerztabletten ins Krankenhaus eingeliefert wurde, einer psychologischen Untersuchung unterziehen lassen. Er weiß, dass der Psychologe überprüfen will, ob die Überdosis absichtlich eingenommen wurde, also ein Selbstmordversuch vorliegt. Wenn eine Absicht festgestellt und Wiederholungsgefahr diagnostiziert würde, würde er in die geschlossene Abteilung einer Psychatrie eingeliefert werden. Er ist sich dessen sicher, da er solche Untersuchungen schon mehrfach erlebt hat. Es ist nämlich nicht das erste Mal, dass er nach einer Überdosis Schmerztabletten eingeliefert wurde.</p> <p>Aufgrund seiner Vorerfahrungen ist er in der Lage, die jeweils angebrachten Antworten auf die Fragen des Psychologen zu geben und dazu passende Verhaltensweisen zu zeigen. In einer Art Metaebene werden die gewählten Verhaltensweisen und Antworten begründet:</p> <blockquote><p>»Daniel, ich möchte, daß sie von hundert rückwärts zählen, in Siebenerintervallen, bitte. Verstehen Sie?«<br /> Ich nicke.<br /> »So weit Sie kommen, wann immer Sie bereit dazu sind.«<br /> Ich muß mich so benehmen, als wäre das nicht leicht, aber eben doch gerade noch machbar. »Dreiundneunzig … sechsundachtzig …« Ich schließe meine Augen, um eindrucksvoller zu wirken, nehme die Hände zu Hilfe. » … neunundsiebzig … zweiundsiebzig … fünfundsechzig …«<br /> »Danke. Das ist weit genug.« Sie stoppen einen bei einer Zahlenreihe fast immer zwischen der fünften und achten Ziffer.<br /> Die Siebenerreihe ist ein Gedächtnistest. Dabei stellt die Sieben die Durchschnittszahl dar, die vom Kurzzeitgedächtnis gespeichert wird. Ein schlechtes Kurzzeitgedächtnis ist ein zentrales Symptom für eine Depression, und ich muß unbedingt erreichen, daß er das ausschließt.<br /> (Craig Clevenger: Der geniale Mister Fletcher, Berlin: Aufbau-Verlag 2005, S. 52)</p></blockquote> <p>Nach einer dem Psychologen gegebenen Antwort findet sich häufig ein kurzer Gedanke daran, was die wahrheitsgemäße Antwort gewesen wäre. Von dieser ausgehend, erinnert sich der Ich-Erzähler dann an früherere Erlebnisse, frühere Entscheidungen, frühere Gespräche und seine daraus gewonnenen Erkenntnisse, daraus gezogenen Schlüsse und seinen in Folge dessen sich ergebenen weiteren Lebensweg zurück, der letztendlich zu der momentan gegebenen Situation führte.</p> <p>Nach und nach erhält der Leser dabei Einblick, wie geschickt der Ich-Erzähler sich bereits seit Jahren in regelmäßigen Abständen immer wieder eine komplett neue Identität mit kompletter Vergangenheit und perfekt gefälschten Papieren zulegt. Man kann staunen, wie genial er in diesem Spiel ist:</p> <blockquote><p>Vor siebenundzwanzig Jahren war ich von Mr. Liam und Mrs. Fiona Kelly in die Welt gesetzt worden. Ich war unter den Todesanzeigen des <em>Boston</em> <em>Globe</em> auf die beiden gestoßen. Liam Kelly hatte seine Frau entgegen der landläufigen Statistik, um sieben Jahre überlebt, nachdem sie einem Schlaganfall erlegen war. Sieben Kinder hatten sie überlebt, wobei Martin noch gar nicht einbezogen war.<br /> Es kostete mich einen siebenwöchigen Briefwechsel mit dem Einwohnermeldeamt von Massachusetts, in dem ich unbeirrt darauf bestand, daß ihnen ein Fehler unterlaufen sein müsse. Ich nutzte einen Bogen, auf dem ich den Fehldruck eines Briefkopfes (die falsche Telefonnummer) von McKinney, Watterson und Ross verwendete, er stammte aus dem Abfalleimer eines Copy-Shops. MW&R hatte eine imponierende Kette angelsächsischer Nachnamen vorzuweisen, die entweder auf eine Buchhaltungsfirma oder eine Anwaltskanzlei schließen ließen. Beides schmierte gewöhnlich die Rädchen einer Behörde. Schließlich war das Amt tatsächlich willens, die Schuld auf sich zu nehmen und eine gefälschte Geburtsurkunde auf Kosten des Steuerzahlers für gültig zu erklären.<br /> (Craig Clevenger: Der geniale Mister Fletcher, Berlin: Aufbau-Verlag 2005, S. 176)</p></blockquote> <p>Man begreift jedoch auch bald, dass das für ihn kein Spiel darstellt, sondern einer heftigen Furcht entspringt, in eine geschlossene Abteilung eingeliefert zu werden. Spätestens nach jeder neuen Einlieferung wechselt er deshalb seine Identität, um auch beim folgenden Mal wieder als Erstlingsfall auftreten zu können. Man bekommt schnell mit, dass der Ich-Erzähler inzwischen therapie-resistent ist. Einerseits erweist er sich als genial in seiner Wandlungsfähigkeit, seinem photographischen Gedächtnis, seinen mathematischen Fähigkeiten und seinen Fälscherfertigkeiten. Andererseits handelt es sich bei ihm jedoch offensichtlich um ein drogenabhängiges, aus erbärmlichen Verhältnissen stammendes, in die Kriminalität abgerutschtes, regelmäßig von heftigsten Kopfschmerzen heimgesuchtes Wrack.</p> <p>Ich war deshalb während der Lektüre immer wieder hin und her gerissen zwischen der Neugierde, ob und wie es ihm gelingen würde, sich in der gegenwärtigen Situation erneut aus der Affaire zu ziehen, und dem Gefühl, dass es vielleicht doch nicht das Schlechteste für ihn wäre, wenn der Psychologe ihn durchschauen würde und ihm Hilfe anbieten könnte…</p> </div> <div class="feedback"> <!-- Kommentar gerne auch per Mail: <em>lectrix [ a t ] sags-per-mail.de - </em> --> <a href="http://lectrix.de/?p=15#comments">Comments (1)</a> </div> <div> <br> </div> </div> <h2>28. Juli 2006</h2> <div class="post" id="post-14"> <h3 class="storytitle"><a href="http://lectrix.de/?p=14" rel="bookmark">Jose Saramago: Die Stadt der Blinden</a></h3> <div class="meta">Filed under: <a href="http://lectrix.de/?cat=49" rel="category">Jose Saramago</a> — Lectrix @ 16:40 </div> <div class="storycontent"> <p>Gewiss ein beklemmendes Buch.<br /> Sicherlich eine lesenswerter Roman.<br /> Bestimmt eine Geschichte, die ernüchtert.<br /> Auf jeden Fall ein Werk, dass zum Nachdenken anregt.</p> <p>Anfangs störte mich der eigenwillige Umgang des Autoren mit der Interpunktion. Es werden recht wenige Punkte verwendet, dafür gibt es umso mehr Kommas. Passend dazu sind auch Absätze in diesem Buch kaum zu finden, alle Seiten sind fast komplett durchgeschrieben. Nichts hemmt somit den Lesefluss, nichts unterbricht den Gedankengang – wenn man sich erstmal auf diesen Schreibstil eingelassen und daran gewöhnt hat.</p> <p>Insbesondere bei der Wiedergabe von Dialogen irritiert das Fehlen von Anführungszeichen, Satzendzeichen sowie trennenden Absätzen. Dies zwingt zum sehr bewussten Lesen. Wenn man den Anschluss nicht verlieren will, darf man also nicht einfach über die Zeilen huschen, jedes Wort will wahrgenommen werden. Dadurch kann man dem, was Jose Saramago so schonungslos darstellt, nicht entfliehen. Entweder man liest diesen Roman also ganz oder gar nicht.<br /> Ihn ganz zu lesen lohnt.</p> <p>Es beginnt mit einer zunächst ganz alltäglich wirkenden Situation, die sich aber sehr schnell, als gar nicht alltäglich erweist:</p> <blockquote><p>Endlich leuchtete das grüne Licht auf, die Autos fuhren abrupt an, doch sofort bemerkte man, daß nicht alle zugleich losgefahren waren. Das erste in der mittleren Reihe steht, da muß es irgendein technisches Problem geben, vielleicht ist das Gaspedal locker, oder die Schaltung sitzt fest, oder etwas am hydraulischen System ist defekt, die Bremsen sind blockiert, ein Fehler in der Stomversorgung, oder es ist einfach das Benzin ausgegangen, es wäre nicht das erste Mal, daß so etwas vorkommt. Die Gruppe von Fußgängern, die sich erneut auf dem Bürgersteig angesammelt hat, sieht, wie der Fahrer des stehenden Wagens hinter der Windschutzscheibe aufgeregt gestikuliert, während die Autos hinter ihm wütend hupen. Einige Fahrer sind schon auf die Straße gesprungen, bereit, das stehengebliebene Auto auf die Seite zu schieben, damit es den Verkehr nicht mehr behindert, sie klopfen heftig gegen die geschlossenen Scheiben, der Mann im Auto wendet ihnen das Gesicht zu, zur einen, dann zur anderen Seite, man sieht, daß er etwas ruft, an der Bewegung seiner Lippen sieht man, daß er ein Wort wiederholt, nicht eins, nein, in Wirklichkeit sind es drei, wie man erfahren wird, wenn endlich jemand die Tür öffnen kann, Ich bin blind.<br /> (Jose Saramago: Die Stadt der Blinden, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1997, S. 9 f.)</p></blockquote> <p>Dies ist der Erste, der an der seltsamen Blindheit erkrankt, die ohne jegliche Vorzeichen ganz abrupt auftritt und sich epidemieartig auszubreiten beginnt. Jose Saramago nennt ihn im weiteren Verlauf des Buches einfach „den ersten Blinden“. Der Mann, der ihn nach Hause fuhr und ihm anschließend seinen Wagen klaute, ist der zweite. Er wird folgend als „der Dieb“ bezeichnet. Auch „der Arzt“, ein Augenarzt, den er zur Untersuchung seines Leidens aufsuchte, sowie „der kleine schielende Junge“ und „die junge Frau mit der dunklen Brille“, die sich im Wartezimmer befanden, erblinden bald darauf. Zusammen mit „der Frau des Arztes“, die vorgibt ebenfalls erblindet zu sein, um bei ihrem Mann bleiben zu können, sind dies die ersten, die von der Regierung unter Quarantäne gestellt werden, um die Epidemie einzudämmen und die restliche Gesellschaft vor der Krankheit zu schützen.</p> <p>Eine angemessene Reaktion, sollte man meinen. Ich, Illusionistin, ging dabei zunächst selbstverständlich davon aus, dass man die Betroffenen in eine Art Krankenhaus bringen und von Ärzten in Schutzkleidung untersuchen und von Personal in Schutzkleidung versorgen lassen würde. Jose Saramago hingegen beschreibt, dass sie zu einer stillgelegten und heruntergekommenen Irrenanstalt gebracht werden. Diese ist von Soldaten umstellt, die jeden Kontakt zur Außenwelt verhindern sollen. Lediglich regelmäßig mit Lebensmittelkisten versorgt, sollen sie selbst ’sehen‘, wie sie klarkommen. Man bekommt in diesem Buch absolut ernüchternd vorgeführt, wie zynisch Entscheider und wie schnell in Krisen Menschenrechte hinfällig werden können…</p> <blockquote><p>Das Gesundheitsministerium hatte das Verteidigungsministerium benachrichtigt, Wir werden vier Busse voll schicken, Und wie viele sind das dann, Ungefähr zweihundert, Und wo sollen wir all diese Leute unterbringen, nach unseren Informationen sind nur drei Säle im rechten Flügel für die Blinden bestimmt, die vollständige Belegung wurde mit einhundertzwanzig angegeben, und dort sind schon sechzig oder siebzig, die zwölf, die wir töten mußten, nicht mitgerechnet, Da gibt es Abhilfe, es werden alle Säle belegt, Dann werden die Infizierten in direkten Kontakt mit den Blinden kommen, Es ist sehr wahrscheinlich, daß diese früher oder später ebenfalls erblinden werden, so wie die Lage übrigens ist, vermute ich, daß wir alle schon infiziert sind, mit Sicherheit gibt es nicht einen einzigen Menschen, der nicht in Sichtweite eines Blinden gewesen ist, Wenn ein Blinder nicht sehen kann, so frage ich mich, wie kann er dann über den Blick die Krankheit übertragen, Herr General, dies muß die logischste Krankheit der Welt sein, das Auge, das blind ist, überträgt die Blindheit auf das Auge, das sieht, nichts einfacher als das, Wir haben einen Oberst, der glaubt, die Lösung liege darin, daß wir die Blinden töten, wenn sie auftauchen, Tote anstelle von Blinden würden nicht viel an der Situation ändern, Blind sein bedeutet nicht tot sein, Ja, aber tot sein bedeutet blind zu sein, Gut dann sind es etwa zweihundert, Ja, Und was machen wir mit den Fahrern der Busse, Stecken Sie sie auch dorthin.<br /> (Jose Saramago: Die Stadt der Blinden, Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1997, S. 135 f.)</p></blockquote> <p>Immer mehr wird man im Verlauf der Geschichte mit der Frage konfrontiert, ob das von Jose Saramago geschilderte egoistische Verhalten nun un-menschlich oder leider nur allzu-menschlich ist. Beginnend mit dem kleinen Vergehen, dass jemand sich nicht mehr bemüht blind den weiten Weg zur Toilette zu ertasten, sondern sich einfach gleich im Korridor erleichtert, weil es ja keiner sieht. Bis zu denjenigen, denen es gelingt sämtliche innerhalb der Irrenanstalt verfügbaren Lebensmittel an sich zu bringen, und damit die Frauen zwingen, sich ihnen hinzugeben, um sich und den anderen ihres Schlafsaales etwas zu Essen zu verschaffen. Wie zivilisiert sind wir eigentlich wirklich, ist die Frage, die hinter allem immer wieder auftaucht. Wie leicht verfallen wir wieder ins Barbarentum? Unterscheiden wir uns wirklich von den Tieren? Wenn ja, nur dadurch, dass wir uns noch animalischer verhalten?</p> <p>Dadurch, dass in dem ganzen Roman kein einziger Name Verwendung findet – weder für die Stadt noch für eine der Personen – ensteht einerseits eine gewisse Distanz. Andererseits kann man es so nicht einfach einem anderen, fernen Land zuordnen. Mittels dieses Kniffs wird also hervorragend verdeutlicht, dass es jederzeit an jedem Ort jedem passieren könnte.<br /> Man kann diesen Roman deshalb sicherlich als philosophische Studie auffassen, als konsequent immer weiter gedachtes Gedankenspiel…<br /> Und auch wenn Jose Saramago es leider für angebracht zu halten schien, die Handlung unbedingt mit einem Happy End zu versehen:<br /> Die von ihm aufgeworfenen Fragen bleiben bestehen.</p> </div> <div class="feedback"> <!-- Kommentar gerne auch per Mail: <em>lectrix [ a t ] sags-per-mail.de - </em> --> <a href="http://lectrix.de/?p=14#comments">Comments (4)</a> </div> <div> <br> </div> </div> <h2>27. Juli 2006</h2> <div class="post" id="post-13"> <h3 class="storytitle"><a href="http://lectrix.de/?p=13" rel="bookmark">Terry Pratchett & Neil Gaiman: Ein gutes Omen</a></h3> <div class="meta">Filed under: <a href="http://lectrix.de/?cat=65" rel="category">Neil Gaiman</a>,<a href="http://lectrix.de/?cat=91" rel="category">Terry Pratchett</a> — Lectrix @ 21:56 </div> <div class="storycontent"> <p>Vor einigen Jahren (Anfang/Mitte 1998 war es vermutlich) lasen wir uns diesen Roman schon einmal gegenseitig vor und amüsierten uns dabei herrlich.<br /> Nachdem wir nun ein so vergnügliches Buch von Terry Pratchett lasen (<a href="http://lectrix.de/?p=5">MacBest</a>) und eine so packende Geschichte von Neil Gaiman (<a href="http://lectrix.de/?p=9">Niemalsland</a>), was lag da näher, als sich dieses Gemeinschaftsprojektes zu entsinnen und es im nächsten Buchladen zu bestellen.<br /> Mittlerweile haben wir es schon wieder durch und ich meine, wir amüsierten uns sogar noch mehr als beim ersten Mal.</p> <p>Womit sollte man beginnen, wenn man einen Roman über den Weltuntergang schreiben möchte? Terry Pratchett und Neil Gaiman entschieden sich dafür, mit dem Gespräch zwischen einem Engel – der das Osttor des Paradieses bewacht und dessen Name Erziraphael lautet – und einem Dämonen – der in der Gestalt einer Schlange auftritt und Kriecher heißt – einzusetzen, kurz nachdem diese sich das erste Mal in die Belange der Menschen einmischten. Beide überlegen bereits, ob sie Fehler gemacht haben. Die Schlange zweifelt, ob es wirklich schlecht war Adam und Eva zum Essen der Frucht vom Baum der Erkenntnis zu verleiten. Und auch der Engel fragt sich besorgt, ob er den Menschen sein Flammenschwert wirklich hatte schenken sollen. Aber er hatte solches Mitleid mit Ihnen, als sie vertrieben wurden, denn er fürchtete, dass sie frieren würden und den wilden Tieren schutzlos ausgeliefert seien…</p> <p>Dann werden knapp sechstausend Jahre übersprungen und die Geschichte setzt in der Nacht der Ankunft des Antichristen, des Sohnes Satans, im England unserer Tage wieder ein. „Es war keine dunkle und stürmische Nacht. Eigentlich sollte es eine dunkle und stürmische Nacht sein, aber auf das Wetter ist eben kein Verlaß.“ Crowley, wie sich Kriecher inzwischen nennt, bringt das Baby zwar dem ihm von <em>unten</em> erteilten Auftrag gemäß zu einem Kloster satanischer Nonnen, wo es gegen das Neugeborene der Frau eines amerikanischen Botschafters ausgetauscht werden soll. Er trifft sich aber bald darauf mit dem Engel Erziraphael, der ebenfalls immer noch auf Erden weilt, und verrät ihm den teuflischen Plan: Am elften Geburtstag des Antichristen wird der Höllenhund zu ihm kommen und kurz darauf wird er die Apokalypse heraufbeschwören.<br /> Gemeinsam wollen der Engel und der Dämon versuchen, den Weltuntergang noch ein wenig hinaus zu zögern, denn eigentlich fühlen sich beide inzwischen auf der Erde ganz wohl…</p> <p>Neil Gaiman und Terry Pratchett lassen folgend ein Feuerwerk skuriller Ideen auf den Leser los, die sich grob an den Offenbarungen des Johannes orientieren, den Film ‚Das Omen‘ parodieren und auf die Prophezeihungen des Nostradamus anspielen, aber alles in unsere Zeit übersetzt, wodurch von Ihnen mit Humor – aber dennoch durchaus kritisch – nebenbei auf etliche soziale und umweltpolitische Problematiken und gesellschaftliche Fehlentwicklungen hingewiesen wird.</p> <p>Beispielhaft für die vorgenommenen Modernisierungen kann man vielleicht anführen, dass die vier Apokalyptischen Reiter nicht mehr auf Rössern herannahen, sondern als wahre Hell’s Angels auf Motorrädern unterwegs sind. Es handelt sich im Übrigen nicht mehr um Krieg, Hunger, Pestilenz und TOD, sondern nun um Krieg, Hunger, Umweltverschmutzung und TOD. Pestilenz hatte sich nämlich 1936, nach Erfindung des Penizilins, in den Ruhestand zurückgezogen. Umweltverschmutzung war die Nachfolge angetreten, da er die Zukunft für vielversprechend hielt. Andere passten ihr Vorgehen den veränderten Zeiten an:</p> <blockquote><p>Sable hatte schwarzes Haar einen sorgfältig gepflegten schwarzen Bart und gerade beschlossen, eine Aktiengesellschaft zu gründen.<br /> Er stieß mit seiner Buchhalterin an.<br /> »Wie läuft’s, Frannie?« fragte er sie.<br /> »Bestens. Bisher haben wir zwölf Millionen Exemplare verkauft. Ist das zu fassen?«<br /> […]<br /> Ein Skelett unterbrach sie. Aber es war kein gewöhnliches Skelett. <em>Dieses</em> Skelett trug ein Dior-Kleid, und sonnengebräunte Haut spannte sich fast bis zum Zerreißen straff über die Knochen des Schädels. Es hatte langes blondes Haar und perfekt geschminkte Lippen. Ja, Sie haben richtig getippt: eine Frau. Sie sah aus wie eine jener Personen, auf die Mütter zeigen, um ihre Sprößlinge zu warnen: ›<em>Das</em> passiert mit dir, wenn du dein Gemüse nicht ißt.‹ Kennen Sie die Plakate, die auf Hungersnöte in Afirka hinweisen und um Spenden bitten? Diese Frau hätte dafür sorgen können, daß sich die Kassen der verschiedenen Hilfsorganisationen innerhalb weniger Tage füllen.<br /> Sie war das berühmteste Fotomodell New Yorks – und sie hielt ein Buch in der Hand. »Äh, bitte entschuldigen Sie, Mister Sable. Ich möchte Sie nicht stören, sondern mich nur bei Ihnen bedanken, weil Sie mein Leben geändert haben. Wären Sie vielleicht so nett, Ihr Werk für mich zu signieren?« Ihre tief in den Höhlen liegenden, üppig mit Lidschatten bemalten Augen starrten Sable flehentlich an.<br /> Er nickte großzügig und nahm das Buch entgegen.<br /> Es überraschte ihn nicht, daß ihn die Frau erkannt hatte: die silberne Rückseite des Covers zeigte sein Foto. <em>D-Plan Diät: Wie man schlank und attraktiv wird</em> lautete der Titel. Und: <em>Das Diät-Buch des Jahrhunderts!</em><br /> <em> </em>(Terry Pratchett & Neil Gaiman: Ein gutes Omen, 2. Auflage, München: Pieper 2006, S. 74-76)<br /> <em> </em></p></blockquote> </div> <div class="feedback"> <!-- Kommentar gerne auch per Mail: <em>lectrix [ a t ] sags-per-mail.de - </em> --> <a href="http://lectrix.de/?p=13#respond">Comments (0)</a> </div> <div> <br> </div> </div> <h2>24. Juli 2006</h2> <div class="post" id="post-12"> <h3 class="storytitle"><a href="http://lectrix.de/?p=12" rel="bookmark">Paulo Coelho: Der Alchimist</a></h3> <div class="meta">Filed under: <a href="http://lectrix.de/?cat=74" rel="category">Paulo Coelho</a> — Lectrix @ 8:06 </div> <div class="storycontent"> <p>An diesem Wochenende las ich Paulo Coelhos ‚Der Alchimist‘<br /> und bei dem zur Zeit herrschenden heißen Wetter war dieser leicht zu lesende Text genau das Richtige.</p> <p>Dieser Roman ist zwar nicht im Lucy Körner Verlag erschienen, hätte aber gut in dessen Verlagsprogramm gepasst. Wer dessen schönen, märchenhaften Texte mochte und wen es nicht stört, dass stets alles moralisierend und ratgebend wirkt, dem wird auch dieser bei Diogenes erschienene Roman gefallen.</p> <p>Mitnehmen werde ich aus dieser Geschichte vor allem einen Rat, den der Alchimist dem Jüngling eher am Rande gab:</p> <blockquote><p>Alles, was Dir einmal passiert, passiert möglicherweise nie wieder. Aber alles, was zweimal passiert, wird sicher auch ein drittes Mal passieren.<br /> (Paulo Coelho: Der Alchimist, Zürich: Diogenes 1996, S. 162)</p></blockquote> </div> <div class="feedback"> <!-- Kommentar gerne auch per Mail: <em>lectrix [ a t ] sags-per-mail.de - </em> --> <a href="http://lectrix.de/?p=12#respond">Comments (0)</a> </div> <div> <br> </div> </div> <h2>21. Juli 2006</h2> <div class="post" id="post-11"> <h3 class="storytitle"><a href="http://lectrix.de/?p=11" rel="bookmark">Eric-Emmanuel Schmitt: Das Evangelium nach Pilatus</a></h3> <div class="meta">Filed under: <a href="http://lectrix.de/?cat=26" rel="category">Eric-Emmanuel Schmitt</a> — Lectrix @ 17:30 </div> <div class="storycontent"> <p>Gerade habe ich die letzten Seiten dieses Buches gelesen.<br /> Und, was soll ich schreiben: Ich bin begeistert!</p> <p>Ich bin begeistert von diesem Buch.<br /> Oder besser:<br /> Ich bin begeistert von allen drei Teilen dieses Buches, so unterschiedlich sie sind:</p> <p>– <em>Prolog. Beichte eines zum Tode Verurteilten am Abend seiner Verhaftung</em><br /> – <em>Das Evangelium nach Pilatus </em><br /> – <em>Chronik eines gestohlenen Romans<br /> </em></p> <p>Nachfolgend möchte ich sie deshalb zunächst einzeln vorstellen,<br /> bevor ich abschließend noch etwas zum Buch im Ganzen anfüge.</p> <p><em>Prolog. Beichte eines zum Tode Verurteilten am Abend seiner Verhaftung</em></p> <p>Eric-Emmanuel Schmitt wagt, die Ich-Perspektive Jesu einzunehmen. Er befindet sich auf dem Ölberg und wartet darauf, dass Judas die Häscher zu ihm führt. Während er wartet denkt er zurück, wie es dazu gekommen ist, dass er nun dort steht und darauf wartet verraten und zum Tode verurteilt zu werden. In Rückblenden erfahren wir von seinem Leben, von seinem Glauben, aber auch von seinen Zweifeln.</p> <p>Meines Erachtens ist dieser Prolog sowohl für einen gottgläubigen Christen als auch für einen Atheisten gleichermaßen interessant zu lesen. Denn Eric-Emmanuel Schmitt gelingt die Gratwanderung, Jesus einerseits als einen Menschen darzustellen, dem sich andere Menschen anschließen, weil seine Lehren sie faszinieren und sie in ihm Gottes Sohn sehen, andererseits dessen eigenen Zweifel an der ihm zugesprochenen Rolle zu vermitteln, ohne ihm dabei seiner Außergewöhnlichkeit zu berauben. Denn bei der Lektüre des Prologes wird einem immer klarer, dass das Opfer Jesus umso bedeutsamer ist, wenn er nicht wusste, ob er der Messias ist. Im Vertrauen auf die Prophezeihungen, ging er das Wagnis ein, an die Auferstehung zu glauben. So stark zu glauben, dass er sein Leben darauf setzte. Und so wartet er denn am Ölberg darauf, dass Judas die Häscher zu ihm führt.</p> <blockquote><p>In ein paar Stunden wird es offenbar, ob ich tatsächlich für meinen Vater Zeugnis ablege oder nur ein Wahnsinniger bin. Einer mehr.<br /> Der große, der einzige Beweis erfolgt erst nach meinem Tod. Wenn ich mich täusche, werde ich es nicht einmal merken, weil ich im Nichts, in der Belanglosigkeit, im Unbewußten treiben werde. Behalte ich recht, will ich versuchen, beim Überbringen der frohen Botschaft nicht zu triumphieren, denn ich habe nie für mich gelebt, und ich sterbe auch nicht für mich.<br /> (Eric-Emmanuel Schmitt: Das Evangelium nach Pilatus, Zürich: Amman-Verlag 2005, S. 82)</p></blockquote> <p><em>Das Evangelium nach Pilatus</em></p> <p>Der zweite Teil des Buches ist im Stil eines Briefromans gehalten. Das eröffnet dem Autoren die Möglichkeit trotz eines von sich selbst sehr überzeugten Ich-Erzählers dessen Irrwege nach zu zeichnen. Immer wieder kann Pontius Pilatus seinem Bruder Titus schreiben, was die Lösung ist. Und im nächsten Brief einräumen, dass es so doch nicht gewesen sein kann und stattdessen eine neue Spur aufzeigen, der er folgt. Da Titus noch nie in Palästina war, sondern im fernen Rom weilt, bietet es außerdem einen guten Anlass, die verschiedenen politischen und religiösen Gruppierungen in Jerusalem kurz vorzustellen, sobald ihnen im Laufe seiner Ermittlungen eine Rolle zufällt. Und Pilatus muss ermitteln, will er einem drohenden Volksaufstand vorbeugen.</p> <p>Am Abend des Pascha-Festes konnte er noch schreiben:</p> <blockquote><p>Ich habe wie immer das Schlimmste befürchtet, bin aber wie jedes Jahr Herr der Lage geblieben. Alles ist glimpflich abgelaufen, ohne größere Zwischenfälle. Fünfzehn Verhaftungen und drei Kreuzigungen mußten wir vornehmen, um die Ordnung aufrechtzuerhalten, nur das Übliche also.<br /> (Eric-Emmanuel Schmitt: Das Evangelium nach Pilatus, Zürich: Amman-Verlag 2005, S. 87)</p></blockquote> <p>Aber der folgende Brief beginnt mit:</p> <blockquote><p>Die Leiche ist weg!<br /> Ich hatte gerade meinen gestrigen Brief an Dich zusammengerollt, da stürzt der Zenturion Burrus herein und macht mir eine erschreckende Meldung: »Die Leiche ist weg!«<br /> Ich habe sofort begriffen, daß er diesen Magier aus Nazareth meint, und ahne schon die Verwicklungen, die auf mich zukommen werden, wenn wir die Leiche nicht bald finden.<br /> (Eric-Emmanuel Schmitt: Das Evangelium nach Pilatus, Zürich: Amman-Verlag 2005, S. 88)</p></blockquote> <p><em>Chronik eines gestohlenen Romans</em></p> <p>Der letzte Teil kann in der Orginalausgabe nicht enthalten gewesen sein, nimmt er doch Bezug auf Ereignisse, die erst nach der Veröffentlichung der Erstauflage geschahen, z.B. die Reaktion der Presse und der Leserschaft auf dieses Buch.<br /> Lesenswert fand ich ihn, weil nun der Autor selbst als Ich-Erzähler auftritt und dem Leser Zeugnis ablegt, von seinen Überzeugungen, den Gründen, die ihn veranlassten, bestimmte Szenen im vorhergehenden Roman auf bestimmte Weise darzustellen und welche Überwindung ihn die Arbeit an diesem Buch abverlangte.</p> <blockquote><p>Es gibt Worte, die brennen. »Ich, Jesus von Nazareth« zu schreiben ist eine Überschreitung, die mich jahrelange Grübeleien gekostet hat. Ein Atheist hätte dabei keine Probleme; ein Jude oder Muslim nur ein paar leicht überwindliche Skrupel; für einen Christen jedoch ist das Vorhaben, im Namen dessen zu sprechen, den er als transzendenten Gott betrachtet, erschreckend, weil im Grunde ein Sakrileg.<br /> Das war sicher der Grund dafür, dass ich diese Arbeit ständig verlegt und verschoben habe… Nicht aus Angst vor dem Roman. Sondern aus Angst vor diesem Roman.<br /> (Eric-Emmanuel Schmitt: Das Evangelium nach Pilatus, Zürich: Amman-Verlag 2005, S. 296)</p></blockquote> <p><em>Im Ganzen </em></p> <p>Drei Ich-Erzähler also.<br /> Drei verschiedene Perspektiven.<br /> Drei verschiedene Zeiten (Vor der Auferstehung, nach der Auferstehung, heute).</p> <p>Aber gemeinsam in dem Zweifel an der Richtigkeit ihres Tuns.</p> <p>Und alles regt zum Nachdenken an.<br /> Über Jesus, über Gott und über die eigene Stellung diesen und der Welt gegenüber.</p> </div> <div class="feedback"> <!-- Kommentar gerne auch per Mail: <em>lectrix [ a t ] sags-per-mail.de - </em> --> <a href="http://lectrix.de/?p=11#respond">Comments (0)</a> </div> <div> <br> </div> </div> <a href="http://lectrix.de/?paged=6" >« Vorherige Seite</a> — <a href="http://lectrix.de/?paged=8" >Nächste Seite »</a> <!-- begin footer --> </div> <!-- begin sidebar --> <div id="menu"> <ul> <li id="search"> <label for="s">Search:</label> <form id="searchform" method="get" action="/index.php"> <div> <input type="text" name="s" id="s" size="15" /><br /> <input type="submit" value="Suchen" /> </div> </form> </li> <br> <li class="pagenav">Seiten<ul><li class="page_item page-item-23"><a href="http://lectrix.de/?page_id=23">About</a></li> <li class="page_item page-item-6"><a href="http://lectrix.de/?page_id=6">Impressum / Datenschutz</a></li> </ul></li> <br> <li id="categories">Categories: <ul> <li class="cat-item cat-item-2"><a href="http://lectrix.de/?cat=2">Agatha Christie</a> (1) </li> <li class="cat-item cat-item-3"><a href="http://lectrix.de/?cat=3">Alessandro Baricco</a> (2) </li> <li class="cat-item cat-item-5"><a href="http://lectrix.de/?cat=5">Amelie Nothomb</a> (1) </li> <li class="cat-item cat-item-6"><a href="http://lectrix.de/?cat=6">Andreas Eschbach</a> (1) </li> <li class="cat-item cat-item-10"><a href="http://lectrix.de/?cat=10">Bertolt Brecht</a> (1) </li> <li class="cat-item cat-item-11"><a href="http://lectrix.de/?cat=11">Björn Larsson</a> (1) </li> <li class="cat-item cat-item-19"><a href="http://lectrix.de/?cat=19">Craig Clevenger</a> (1) </li> <li class="cat-item cat-item-20"><a href="http://lectrix.de/?cat=20">Daniel Kehlmann</a> (2) </li> <li class="cat-item cat-item-21"><a href="http://lectrix.de/?cat=21">Daniel Wallace</a> (1) </li> <li class="cat-item cat-item-22"><a href="http://lectrix.de/?cat=22">Diane Broeckhoven</a> (1) </li> <li class="cat-item cat-item-24"><a href="http://lectrix.de/?cat=24">Eliot Pattison</a> (2) </li> <li class="cat-item cat-item-25"><a href="http://lectrix.de/?cat=25">Elizabeth Kostova</a> (1) </li> <li class="cat-item cat-item-26"><a href="http://lectrix.de/?cat=26">Eric-Emmanuel Schmitt</a> (2) </li> <li class="cat-item cat-item-28"><a href="http://lectrix.de/?cat=28">Françoise Dorner</a> (1) </li> <li class="cat-item cat-item-31"><a href="http://lectrix.de/?cat=31">Gerd Scherm</a> (1) </li> <li class="cat-item cat-item-34"><a href="http://lectrix.de/?cat=34">Hans Fallada</a> (1) </li> <li class="cat-item cat-item-35"><a href="http://lectrix.de/?cat=35">Harry Mulisch</a> (1) </li> <li class="cat-item cat-item-37"><a href="http://lectrix.de/?cat=37">Iain Pears</a> (2) </li> <li class="cat-item cat-item-39"><a href="http://lectrix.de/?cat=39">James Krüss</a> (1) </li> <li class="cat-item cat-item-40"><a href="http://lectrix.de/?cat=40">Jan Weiler</a> (1) </li> <li class="cat-item cat-item-43"><a href="http://lectrix.de/?cat=43">Joanne K. 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