Lewis Carroll: Alice hinter den Spiegeln
Es wurde einfach Zeit, dass ich „Alice hinter den Spiegeln“ endlich las.
Und auch wenn diese Geschichte mir insgesamt vielleicht doch zu verworren und zu abgedreht ist, habe ich doch sehr viele Passagen absolut genossen, z.B. diese:
»Es ist bloß noch Heu übrig«, sagte der Läufer nach einem Blick in den Beutel.
»Also gut, Heu«, sagte der König mit schwacher Stimme.
Alice sah mit Erleichterung, wie sehr ihn dieser Imbiß zu kräftigen schien.
»Bei einem Schwächeanfall hilft nichts wie Heu«, bemerkte der König, mit vollen Backen kauend.
»Ich meine fast«, schlug Alice vor, »ein kalter Guß oder etwas Riechsalz helfen da vielleicht doch besser.«
»Ich sage ja nicht, nichts hilft besser als Heu«, sagte der König, »sondern nichts hilft wie Heu.«
Alice unterließ es lieber, ihm zu widersprechen.
(Lewis Caroll: Alice hinter den Spiegeln, übersetzt von Christian Enzensberger, Frankfurt a.M.: Insel 2001 (insel taschenbuch 97), S. 98 f.)
Darüber hinaus gibt es jede Menge herrlich skurrile Figuren. Genannt seien hier nur die drei mir sympathischsten: 1. die verwirrte Weiße Königin, die rückwärts in der Zeit zu leben behauptet und die damit verbundenen Vorzüge anpreist, 2. der ständig von seinem Pferd fallende Weiße Ritter und 3. das Einhorn, das Kinder zuvor immer für Fabelwesen hielt.
Unabhängig davon handelt es sich bei diesem Buch zudem um einen echten Klassiker. Wie oft auf ihn Bezug genommen wird, bzw. Anspielungen auf ihn erfolgen, ist mir so richtig allerdings erst bei der Lektüre bewusst geworden. Allein schon insofern war er des Lesens wert.
Hinzu kommen dann noch die wunderschönen, detailfreudigen Illustrationen von John Tenniel, deren Betrachtung einfach Spaß macht.
Alles in allem, kann ich allen, die „Alice hinter den Spiegeln“ noch nicht kennen, nur nahe legen, dieses Büchlein zur Hand zu nehmen und ihm eine Chance zu geben.