Alessandro Baricco: Novecento. Die Legende vom Ozeanpianisten
Als ich einer Bekannten neulich von „Seide“ vorschwärmte, beschloss sie, diese Geschichte ebenfalls lesen zu wollen, denn ihr gefiel vom selben Autoren „Novecento“ ausgesprochen gut, welches sie mir im Gegenzug empfahl und das ich daraufhin auf die Liste meiner aus der Bibliothek zu entleihenden Bücher aufnahm.
Bei nächster Gelegenheit entlieh ich dieses kleine Büchlein, welches in relativ großer Schrift gerade mal 69 Seiten umfasst und laut Einleitung des Autoren etwas enthält, das zwischen einem „richtigen Bühnenstück und einer laut zu lesenden Erzählung schwankt“ – und darum begann ich noch am selben Abend es meinem Lebenspartner vorzulesen.
Und wiederum schaffte es Alessandro Baricco uns direkt in seinen Bann zu ziehen:
Das war er wirklich, der Größte. Wir spielten Musik, aber er war was anderes. Er spielte… Das gab’s noch nicht, bevor er es spielte, okay?, das gab’s nirgendwo. Und wenn er vom Klavier aufstand, war es wieder weg… und es war weg für immer. Danny Boodmann T.D. Lemon Novecento. Das letzte Mal, als ich ihn sah, saß er auf einer Bombe. Im Ernst. Er saß auf einer Riesenladung Dynamit. Eine lange Geschichte… Er sagte: »Du bist nicht wirklich aufgeschmissen, solange du noch eine gute Geschichte hast und jemandem, dem du sie erzählen kannst.« Er hatte sie… eine gute Geschichte. Er war seine gute Geschichte. Eine verrückte, wenn man es recht bedenkt, aber eine schöne… Und damals, als er auf diesem ganzen Dynamit saß, hat er sie mir geschenkt. Weil ich sein bester Freund war, ja. Aber dann habe ich einigen Mist gebaut, und selbst wenn man mich auf den Kopf stellt, kommt nichts mehr aus meinen Taschen, sogar die Trompete habe ich verkauft, alles, aber… diese Geschichte, nein… die habe ich nicht verloren, sie ist noch da, klar und unerklärlich wie nur die Musik war, wenn mitten auf dem Ozean das Zauberklavier von Danny Boodmann T.D. Lemon Novecento sie spielte.
(Alessandro Baricco: Novecento. Die Legende vom Ozeanpianisten, Piper: München 1999, S. 19 f.)