Lectrix – Notizen einer Leserin

4. Februar 2007

Andreas Eschbach: Eine Billion Dollar

Filed under: Andreas Eschbach — Lectrix @ 15:52

Die 887 Seiten dieses Romans lasen mein Lebensgefährte und ich uns in Rekordzeit gegenseitig vor, nutzten wir doch jede freie Minute – bzw. jede Minute, die wir uns frei nehmen konnten.

Die Grundidee des Buches lässt sich kurz umreißen: John Salvatore Fontanelli ist am 23. April 1995 der jüngste männliche Nachkomme Giacomo Fontanellis, der am 23. April des Jahres 1495 einen Traum hatte, der dazu führte, dass er sein Vermögen dem Rechtsgelehrten Vacchi zur Betreuung anvertraute, dessen Nachfahren das Erbe nach fünfhundert Jahren eben an den jüngsten männlichen Nachkommen Giacomo Fontanellis übergeben sollten, damit dieser der Menschheit die verlorene Zukunft zurückgebe. Durch geschickte Wertanlagen sowie Zinseszins ist die damalige Summe inzwischen zu dem ungeheuren Betrag von einer Billion Dollar angewachsen.

»Eine Billion. Das sind eintausend Milliarden.« Cristoforo Vacchi nickte. »das heißt ganz einfach, Sie sind der reichste Mann der Welt, sogar der reichste Mann aller Zeiten, und das mit Abstand. Eine Billion Dollar werden Ihnen allein dieses Jahr nicht weniger als vierzig Milliarden Dollar Zinsen einbringen. Es gibt etwa zwei- bis dreihundert Dollarmilliardäre, je nachdem, wie man rechnet, aber sie werden schwerlich mehr als zehn finden, deren Vermögen größer ist als allein ihr Zinsgewinn dieses einen Jahres. Niemand hat jemals annähernd so viel Geld besessen, wie Sie besitzen werden.«
(Andreas Eschbach: Eine Billion Dollar, Bergisch Gladbach: Lübbe 2001, S. 41.000.000.000 $)

Nach diesem Zitat kann man schon erahnen, dass das Buch damit beginnt, dass sich tatsächlich Nachkommen dieses Rechtsgelehrten am 23. April 1995 pflichtbewusst in New York mit dem dort lebenden John Salvatore Fontanelli treffen, um ihm die Vollmachten über das Geld auszustellen. In diesem Zusammenhang erzählen sie ihm natürlich auch von der Prophezeiung und der Verantwortung, die damit in seine Hände gelegt sei. Anschließend bieten sie ihm an, mit Ihnen nach Italien zu kommen, um sich als Gast auf ihrem Anwesen allmählich mit der neuen Situation vertraut zu machen und in Ruhe zu überlegen, wie er weiter vorgehen will.

Es ist überaus spannend zu verfolgen, was John Salvatore Fontanelli mit dem ererbten Geld anfängt, welchen Versuchungen er erliegt, welche Zweifel ihn plagen, wie er der Menschheit die verlorene Zukunft zurück zu geben versucht, wie viele verschiedene Ansätze zur Rettung der Welt verfolgt werden könnten, wem von den vielen, die sich dabei als Hilfe anbieten, er zu vertrauen sich entscheidet und ob diese Entscheidung sich als richtig herausstellen wird…

Mit einem Schlag war auch dem letzten Journalisten klar geworden, was ein Privatvermögen von einer Billion Dollar bedeutete. In zahllosen Sondersendungen, Gesprächsrunden und Interviews rund um den Globus wurde wieder und wieder erörtert, was McCaine John schon bei ihrem ersten Zusammentreffen erklärt hatte: dass es eine Sache war, wenn ein großer Investmentfonds oder eine Bank über Hunderte von Milliarden Dollar verfügte, und eine ganz andere, wenn einer einzelnen Person dieselbe Summe Geld wirklich und wahrhaftig gehörte.
»Der Unterschied«, fasste es ein gewisser Lord Peter Rawburne zusammen, laut Interviewankündigung einer der bedeutendsten Wirtschaftsjournalisten der Welt, »ist ganz einfach der, dass Fontanelli sich den Teufel um Rentabilität scheren muss bei seinen Entscheidungen. Das macht ihn unberechenbar. Man könnte auch sagen, frei
(Andreas Eschbach: Eine Billion Dollar, Bergisch Gladbach: Lübbe 2001, S. 364.000.000.000 $ f.)

Doch auch wenn sich John Salvatore Fontanelli nicht um Rentabilität scheren muss, lernt man bei der Lektüre dieses Romans dennoch sehr viel über Konzernmanagement, betriebswirtschaftliche Gesetzmäßigkeiten und Finanzpolitik, denn diese Mechanismen kann man sich als reichster Mann der Welt zunutze machen, um die eigenen Pläne und Ideen durch zu setzen.

Mit besonderer Neugier erfüllte uns deshalb immer mehr, ob Andreas Eschbach zum Abschluss tatsächlich eine Lösung präsentieren würde – und falls ja, auf welchen Weg er sich festzulegen wagt…

Darüber hinaus ist der Roman aber auch noch äußerst spannend, sind doch nicht alle John Salvatore Fonatelli wohlgesonnen, stellt sein Vermögen schließlich eine ungeheure Versuchung dar.

Wir können dieses Buch uneingeschränkt weiter empfehlen.


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