Ken Grimwood: Replay – Das zweite Spiel
Dieses Buch war mir in der Bibliothek in die Finger geraten, als ich eigentlich nach einem anderen Science-Fiction-Roman suchte. Das Cover verlockte mich zu einem genaueren Blick und der Klappentext dann dazu es mitzunehmen, um ihm eine Chance zu geben, denn demnach konnte es nur entweder sehr gut oder der totale Schund sein. Nach dem ich die ersten 128 Seiten gelesen hatte, war ich mir sicher, dass ersteres zutreffend ist und begann es – wieder von vorne beginnend – meinem Lebenspartner vorzulesen…
Wer hat sich nicht schon Mal gefragt, was er anders machen würde, wenn er die Chance dazu bekäme. Wenn man dabei ehrlich ist, gelangt man jedoch schnell zu der Einsicht, dass man es damals nicht besser wissen konnte – man wusste ja nicht, was daraus werden würde – und dass man sich darum wohl wieder so verhielte, wenn die Uhr zurück gedreht würde – zumindest wünsche ich allen, dass es ihnen so ergeht. Was aber wäre, wenn man wüsste, worauf es hinaus läuft?
Ken Grimwood nimmt seine Leser mit auf ein entsprechendes Gedankenexperiment:
Der Roman beginnt damit, dass sein Hauptprotagonist, Jeff Winston, stirbt. In seinem Büro, am 18. Oktober 1988, um 1:06 Uhr. Doch gleich darauf kommt er wieder zu Bewusstsein. Im eigenen Körper – allerdings des Jahres 1963 und in seinem College-Zimmer. Nach einigen Orientierungsschwierigkeiten erkennt er, dass sein Leben bis dahin so ablief, wie er sich daran erinnert, dass er sich darüber hinaus aber auch daran erinnert, wie es in seinem ersten Leben danach weiter ging, er sich dieses Mal aber anders verhalten kann. Mit seinem Wissen gelingt es ihm, nicht nur bei einigen persönlichen Entscheidungen, die er später bereute, andere Wege einzuschlagen, sondern seine Kenntnisse auch dazu zu nutzen, sich ein Startkapital zu verschaffen und ein erfolgreicher Geschäftsmann zu werden. Und so lebt er bis
Etwas Unsichtbares durchbohrte seine Brust, schmerzhafter und stärker als alles, was er je gefühlt hatte … außer einmal.
Er fiel auf die Knie, versuchte sich zu erinnern, welcher Tag es war, wie spät es war. Sein starrer Blick nahm die Herbstszenerie auf, das Tal, das eben noch das Sinnbild wiedererlangter Hoffnung und unbegrenzter Möglichkeiten gewesen war. Dann fiel er auf die Seite, das Gesicht vom Fluß abgewandt.
Jeff Winston starrte hilflos den orangeroten Ulmentunnel an, der ihn zu dieser Wiese des Versprechens und der Erfüllung geführt hatte, und dann starb er.Er war umgeben von Dunkelheit und von Schreien. Ein paar Hände umklammerten seinen rechten Arm, die Fingernägel bohrten sich durch den Stoff seines Hemdsärmels.
Vor sich sah Jeff ein Abbild der Hölle: Weinende Kinder, die im Laufen schrien und stolperten, ohne den schwarzen geflügelten Wesen entkommen zu können, die auf die Kinder herabstießen und auf ihre Gesichter, Münder und Haare einhackten…
Dann zog eine perfekt gestylte Blondine zwei der kleinen Mädchen in ein Auto, brachte sie vor dem Angriff in Sicherheit.
Er sah sich einen Film an, begriff Jeff, einen Hitchcok-Film: Die Vögel.
Der Druck ließ zusammen mit der Intensität des Geschehens nach, und als er den Kopf zur Seite wandte, erblickte er Judy Garland, die mädchenhaft-verlegen lächelte. Zu seiner Linken schmiegte sich Judys Freundin Paula in die schützenden Arme des jungen Martin Bailey.
1963. Alles hatte von neuem begonnen…
(Ken Grimwood: Replay – Das zweite Spiel, übersetzt von Norbert Stöbe, München: Heyne 2004, S. 127/128)
Mehr sei hier nicht verraten, denn wie es weitergeht sollte man lieber selbst lesen.
Uns hat der Roman jedenfalls sehr gut gefallen.
Ich kann die Lektüre deshalb nur empfehlen
und werde mir dieses Buch kaufen, um es im Freundeskreis verleihen zu können.