Lectrix – Notizen einer Leserin

20. Mai 2007

Terry Pratchett: Der Winterschmied. Ein Märchen von der Scheibenwelt

Filed under: Terry Pratchett — Lectrix @ 21:58

Im Regal eines Freundes entdeckte ich am ersten Mai das Buch „Der Winterschmied. Ein Märchen von der Scheibenwelt“. Ich drängte ihn direkt, es uns zu leihen, wartete ich doch schon seit Februar auf eine solche Gelegenheit und hatten wir zudem gerade den „Erdzauber“ beendet und überlegten, was wir als nächstes lesen sollten.

So las mir mein Lebenspartner diesen neuesten Roman von Terry Pratchett in den letzten Tagen vor und wir hatten eine Menge Spaß bei der Lektüre. Insbesondere natürlich bei den Passagen, in denen die Wir-sind-die Größten sich mal wieder von ihren besten Seiten zeigen, wie z.B.:

»Einen Brief?«, fragte Tiffany, während der Webstuhl hinter ihr klackte und der Doofe Wullie einen schmutzigen, zusammengerollten Umschlag hervorzog.
»Er is‘ von dem kleinen Rotzlöffel im Schloss daheim«, fuhr Rob fort, während sein Bruder den Brief ablieferte. »Er schreibt, dasses ihm gut geht und dassa hofft, dasses dir ebenfalls gut geht, un‘ er freut sich auf deine möglichst baldige Heimkehr, und dann schreibt er viel über Schafe und so, eher langweiliges Kram, meiner Meinung nach, und unten drunter hat er S.W.A.L.K. geschrieben, aber wir ham noch nich‘ herausgefunden, was das bedeutet.«
»Du hast den Brief an mich gelesen?«, fragte Tiffany entsetzt.
»O ja«, bestätigte Rob stolz. »Null Problemo. Billy Breitkinn hier hat mir bei den längeren Worten den ein oder anderen Tipp gegeben, aber das meiste habe ich ganz allein rausgekriegt, ja.«
(Terry Pratchett: Der Winterschmied. Ein Märchen von der Scheibenwelt, München: Manhattan 2007, S. 64)

Auch in „Der Winterschmied. Ein Märchen von der Scheibenwelt“ finden sich darüber hinaus wieder einige treffende Beschreibungen menschlichen Verhaltens, die man – Hexen hin oder her – auch in unserer Welt alltäglich beobachten und wieder erkennen kann. Dabei kommen durchaus auch komplexere Zusammenhänge, Einsichten und Lebensweisheiten zum Ausdruck, die obwohl in Pratchetts humorvollem Stil und in einer Fantasyumgebung präsentiert doch nicht weniger wahr sind:

»Wen gedenkst du an ihre Stelle zu setzen?«, fragte Fräulein Tick, denn sie erfuhr Neuigkeiten gern als Erste. Sie sagte »gedenkst du«, weil sie der Ansicht war, dass es gebildeter klang als ein schlichtes »willst du«.
»Die Entscheidung liegt nicht bei mir, Fräulein Tick«, sagte Oma Wetterwachs scharf. »Es gibt kein Hexenoberhaupt, wie du weißt.«
»Oh, natürlich«, erwiderte Fräulein Tick, die auch wusste: Das Oberhaupt, das die Hexen nicht hatten, war Oma Wetterwachs. »Frau Ohrwurm schlägt bestimmt die junge Annagramma vor, und Frau Ohrwurm hat derzeit recht viel Einfluss. Das liegt vermutlich an den Büchern, die sie schreibt. Bei ihr klingt die Hexerei ziemlich aufregend.«
»Wie du weißt, mag ich keine Hexen, die versuchen, anderen ihren Willen aufzuzwingen«, sagte Oma Wetterwachs.
»In der Tat«, entgegnete Fräulein Tick und versuchte, nicht zu lachen.
»Ich werde allerdings bei den Gesprächen über Fräulein Verrats Nachfolgerin einen Namen fallen lassen«, kündigte Oma Wetterwachs an.
Und zwar ziemlich laut, dachte Fräulein Tick. »Petulia Knorpel hat sich gut entwickelt«, sagte sie. »Könnte zu einer vielseitigen Hexe werden.«
»Ja, aber ihre Vielseitigkeit betrifft vor allem Schweine«, meinte Oma Wetterwachs. »Ich dachte an Tiffany Weh.«
»Was?«, entfuhr es Fräulein Tick. »Glaubst du nicht, sie hat schon genug am Hals?«
Ein flüchtiges Lächeln glitt über Oma Wetterwachs‘ Gesicht. »Wie heißt es so schön, Fräulein Tick: Wenn du etwas erledigt haben möchtest, so beauftrage jemanden, der beschäftigt ist! Und die kleine Tiffany wird bald sehr beschäftigt sein«, fügt sie hinzu.
(Terry Pratchett: Der Winterschmied. Ein Märchen von der Scheibenwelt, München: Manhattan 2007, S. 121 f.)

Womit Tiffany dann sehr beschäftigt ist, soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Es sei abschließend nur gesagt, dass „Der Winterschmied. Ein Märchen von der Scheibenwelt“ unserer Meinung nach das (bisher) beste Buch der Reihe um Tiffany Weh ist, auch wenn uns „Kleine freie Männer. Ein Märchen von der Scheibenwelt“ und „Ein Hut voller Sterne. Ein Märchen von der Scheibenwelt“ bereits sehr gut gefielen.

Ob es wohl noch einen vierten Teil geben wird?
Wir hoffen es, denn wir würden ihn auf jeden Fall lesen wollen.


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