Wolfgang Jeschke: Das Cusanus-Spiel
Zwischen den Jahren las ich auch noch diesen Roman zu Ende – bzw. verschlang ihn förmlich, weil er mich völlig in seinen Bann zog. Dabei hatte mich der Anfang zunächst abgeschreckt, weshalb ich ihn im November, als ich die ersten vier Kapitel las, erstmal als zu eklig, zu reißerisch und mich eigentlich nicht recht interessierend bei Seite legte. Irgendwie blieb ich aber neugierig, finden sich im Internet doch jede Menge vielversprechende Empfehlungen und positive Kritiken. Und so gab ich dem Buch eine zweite Chance.
Eine zweite Chance, die das Buch wahrlich verdient hat. Ab Kapitel 5 gefiel es mir nämlich. Die meisten folgenden Kapitel sogar sehr gut. Das Ende ist mir persönlich allerdings dann etwas zu groß – für mich hätte es kleiner auch gereicht, aber das ist sicherlich Geschmacksache. Vielen wird diese metaphysische Auflösung gefallen.
Drei Aspekte finde ich bei diesem Roman besonders erwähnenswert:
Es gelang Wolfgang Jeschke
1. einen Roman über Zeitreisen zu schreiben, bei dem eine interessante Methode der Zeitreise vorgestellt und dabei zugleich Zeitparadoxa so weit möglich vermieden werden.
2. eine erschreckende Beschreibung einer Landschaft und Gesellschaft nach einer atomaren Katastrophe. (Mich umso mehr bedrückend, als es sich um Deutschland handelt und es nicht Folge eines Krieges sondern eines Unfalls ist.)
3. eine geschickte Verknüpfung eines Science-Fiction-Buchs und eines historischen Romans, wozu nebenbei noch ein Entwurf einer alternativen Geschichtsentwicklung kommt.
Allen, die sowohl Science-Fiction als auch historische Romane mögen und physikalischen sowie philosophischen Überlegungen gegenüber aufgeschlossen sind, kann ich dieses Werk Wolfgang Jeschkes also empfehlen.