Lectrix – Notizen einer Leserin

19. Juli 2006

Neil Gaiman: Niemalsland

Filed under: Neil Gaiman — Lectrix @ 12:02

Von diesem Roman ließen wir uns von Anfang an fesseln. Kaum hatten wir die ersten Seiten gelesen, waren wir neugierig darauf, wie es weitergeht und worauf es hinauslaufen wird. Und so lasen wir uns dieses Buch in erstaunlich kurzer Zeit gegenseitig vor, da wir jede freie Minute nutzen, um fortzufahren.

Neil Gaiman entführte uns in eine Fantasy-Welt, die nicht irgendwann sonstwo liegt, sondern parallel zu der uns bekannten Welt (genauer London) zu existieren scheint, allerdings relativ ungebunden an unsere Zeitvorstellungen ist. Ein wahres Niemalsland.

Es handelt sich um eine recht archaische Welt, die bevölkert wird von zum Teil äußerst skurilen Gestalten. Jedoch gibt es auch eine Menge Kontaktpunkte mit dem, was wir als Realität auffassen. Viele der Bewohner Unter-Londons, waren nämlich zuvor Menschen Londons, bis sie durchs Netz fielen. Einige Wenige führen eine Art Halbleben. Die meisten haben mit den Menschen von Ober-London aber direkt nichts mehr zu tun. Sie nutzen nur deren U-Bahnen und Kanalisationsanlagen als Wege und deren Katakomben und Geisterbahnhöfe als Wohnstätten. Und das macht den besonderen Reiz aus, denn bald schon beginnt sich der Leser zu fragen, warum bestimmte U-Bahnhöfe bestimmte Namen tragen. Heißt der Bahnhof so, weil dort diese Gruppierung wohnt, oder wohnen da solche Gestalten, weil der Bahnhof so heißt. Eine Frage, die im Verlauf des Buches zwar nicht geklärt wird, aber auch gar nicht unbedingt geklärt werden muss. Der Einfallsreichtum Neil Gaimans bezaubert auch so.

Alles beginnt damit, dass der junge Investment-Banker Richard Mayhew eines Abends ein jung wirkendes Mädchen in zerlumpter Kleidung und offensichtlich schwer verletzt auf dem Gehweg liegen sieht und es mit zu sich nach Hause nimmt, da es nicht will, dass er einen Krankenwagen für es ruft. Bis dahin führte er ein recht normales Leben. Er hatte eine attraktive Verlobte, einen guten Job und eine schöne Wohnung.
Nachdem er für das Mädchen, welches sich als Door vorstellte, nach dessen Anweisungen auf recht skurile Weise Hilfe organisierte, muss er feststellen, dass ihn niemand mehr wahrzunehmen scheint. Kein Taxi hält, als er danach winkt, sein Schreibtisch steht nicht mehr an seinem Platz, sein bester Freund erkennt ihn nicht, seine Wohnung wird von Interessenten besichtigt und selbst der Geldautomat akzeptiert seine Kreditkarten nicht mehr. Es scheint ihn aber auch niemand zu vermissen. Vielmehr verhält sich alles so, als ob er nie existiert hätte.
In der Hoffnung, mit ihrer Hilfe wieder in sein vorheriges Leben zurückkehren zu können, sucht Richard Mayhew das Mädchen Door, wodurch er nach Unter-London gerät.
Door ihrerseits versucht die Hintergründe der kürzlich erfolgten Ermordung ihrer ganzen Famile, eines Adelsgeschlechts Unter-Londons, herauszufinden und zu ergründen, weshalb die Horrorgestalten Mr. Vandemar und Mr. Croup sie selbst verfolgen…

Mehr sollte ich von der Handlung nicht verraten, will ich zukünftigen Lesern nichts von der Spannung rauben. Darum stattdessen abschließend eine Aneinanderreihung das Buch beschreibender Adjektive: fantasievoll, zum Teil grausam, aber manchmal auch romantisch, durchaus humorvoll, oft düster, aber irgendwie auch bunt, gespickt mit amüsanten Einfällen, durchgängig spannend und immer wieder überraschend!


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